Indian Summer Roadtrip: Neuengland im Herbst
Indian Summer an der Ostküste der USA – ein Naturschauspiel.
Als mein Mann und ich vor Jahren unseren ersten gemeinsamen Urlaub antraten, sprachen wir schon davon, dass wir, unabhängig voneinander, beide den Traum hatten, einmal den Indian Summer an der amerikanischen Ostküste, also den “Neuengland-Staaten”, erleben wollten. Je länger wir zusammen waren und irgendwann klar war, dass wir heiraten wollten, kam uns die Idee, das als Hochzeitsreise zu machen, einen Indian Summer Roadtrip. Wir beide sind nicht der Typ “Zwei Wochen all inclusive” oder abhängen auf den Malediven, sondern brauchen Abwechslung in Form von Natur und auch Stadt, Wandern und auch Shoppen, Sightseeing und Ruhe zum Lesen, Essen gehen oder evtl ein Fast Food Diner am Straßenrand.
Daher war unsere Hochzeitsreise auch keine klassische Hochzeitsreise, falls es so etwas überhaupt gibt. Wir wollten von allem etwas und haben uns das dann, wie es ja viele heute machen, von unseren Gästen via einer Geschenkewebsite schenken lassen. So konnten uns Familie und Freunde eine konkrete Aktivität auf der Reise schenken, wie z. B. Schampus im Flieger, Burger bei Shake Shack im Madison Square Park, eine Nacht in unserem New Yorker Hotel oder auch einen Tag Automiete für den Indian Summer Roadtrip.
Dementsprechend haben wir auch unsere Reise geplant. Noch heute denke ich sehr oft daran zurück, weil es so einzigartig, so wunderbar war und wir eine so tolle Zeit hatten. Manchmal überlegen wir, ein paar der Orte nochmal zu besuchen, weil wir dort so gut gegessen haben oder die Natur dort so überwältigend war. Heute erzähle ich ein bißchen von unseren Stops während des Roadtrips in der ersten Woche zwischen Portland, Maine über Portsmouth, New Hampshire, Cape Cod und Boston bis Long Lake, New York. Im zweiten Teil kommen die New York City Tipps:
1. Stop: Portland, Maine:
Für uns war von Anfang klar: Die Reise startet in Portland, Maine. Nicht zu verwechseln mit dem Hipster-Portland auf der anderen Seite USA Richtung Pazifik. Das Portland an der Atlantikküste ist eher beschaulich aber auf eine gewisse Art rau. Wir hatten durch Zufall in der kleinen Stadt ein total putziges und plüschiges Bed & Breakfast, The Chadwick, gefunden, in dem wir eins der besten Frühstücke der gesamten Reise serviert bekamen: Strawberry Pancakes mit Vanilla Whipped Cream, dazu Bacon und als Vorspeise frischen Joghurt mit selbstgetrockneten Kirschen. Es gab nur dieses eine Gericht, es wurde frisch zubereitet und schmeckte göttlich mit dem Jetlag. Am Abend zuvor sind wir völlig übermüdet in ein Lobster-Lokal (Hallo, was sonst?) am Hafen getorkelt und hatten wunderbare Lobster Rolls mit Blueberry Ale. Dort entfachte auch unsere Leidenschaft für Craft Beer. Den Indian Summer konnten wir hier erahnen, aber er zeigte sich noch nich in seiner vollen Schönheit.
Tipps Portland, Maine:
- Übernachten im The Chadwick, mehrmals ausgezeichnetes, sehr süßes und durch und durch typisches Eastcoast Bed & Breakfast.
- Essen bei der Portland Lobster Company am Hafen. Die Lobster Rolls sind zum Niederknien.
- Shoppen in vielen kleinen Geschäften in Downtown sowie etwas nördlich ein nettes Outlet Dorf, Freeport
2. Stop: Portsmouth, New Hampshire
Wie genau wir auf Portsmouth gekommen sind, weiß ich schon nicht mehr. Es hätte unzählige andere Stops auf dem Weg gegeben, am Ende haben wir uns wohl aufgrund der Lage auf unserer Route und der Historie verleiten lassen. Der Ort ist nett aber nichts besonderes. Ein Highlight: Ein original erhaltenes Siedlungsdorf. Das Strawberry Banke Museum – nach dem Namen, den die Stadt einst trugt, zeigt gut erhaltene oder restaurierte Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Tipps für Portsmouth, New Hampshire:
- Übernachtung im Ale House Inn, einem Hotel in einer alten Brauerei
- Shoppen in kleinen Geschäften und alten Bekannten in Downtown rund um die Market Street/Congress Street
- Sightseeing: Strawberry Banke Museum
- Frühstück bei The Friendly Toast – typisch amerikanisches Diner!
3. Stop Boston, Massachussetts:
Der dritte Bundesstaat in drei Tagen. Und auch in Boston sollten wir, wie in den zwei Städtchen zuvor, nur eine Nacht verbringen. Dadurch haben wir nicht so viel von der Stadt gesehen, zumal wir den Vormittag damit verbracht haben, die Fähre zu suchen, die einen für einen kleinen Obolus bis zu einer Insel vor dem Hafen bring. Das hat so viel Zeit in Anspruch genommen, dass wir zwischendurch in einer Market Hall etwas zu essen geholt und eine Mütze bei Urban Outfitters gekauft haben, weil es so eisiger Wind auf den Piers war. Eine Fähre habe wir tatsächlich noch gefunden und sind anschließend noch durch Boston geschlendert und haben abends richtig gute Pizza und Pasta in Beacon Hill gegessen. Leider kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wie das Lokal hieß…
4. Stop: Cape Cod, Massachussetts:
Ah, endlich mal irgendwo zwei Nächte bleiben. Darauf hatten wir uns tatsächlich gefreut, denn allmählich ging einem das Koffer aus dem Auto wuchten, in das Hotelzimmer, irgendwas in den Tiefen finden und wieder einräumen doch auf den Keks. Auf der Halbinsel sollte also etwas Ruhe einkehren. Und das tat sie, nach einem Ausflug in eine Outletmall, auch. Und zwar so sehr, dass wir nach Ankunft in unserem Upgrade-Zimmer im Belfry Inn & Bistro, einer alten Kirche, umgebaut zum Hotel, in einer sehr ausgedehnten Mittagsschlaf fielen. Hier hatten wir bei der Buchung den Flitterwochen-Joker gezogen und Glück gehabt: Upgrade in eine Suite mit Whirlpool. Nach unserem Mittagsschlaf “Extended Version” und einem richtig guten Coffee to go vom Uncommon Café, machten wir uns auf den Weg an den Strand. Nicht zum Baden sondern zum Spazieren gehen, zum Baden war es eindeutig zu eisig. Ich habe selten einen so weiten und wunderschönen blauen Himmel mit Wolken gesehen. Abends aßen wir entspannt und extrem gut im Bistro von unserem Hotel. Am nächsten Tag fuhren wir ein bißchen über die Insel und wollten etwas wandern gehen. Den Indian Summer hier mal etwas näher betrachten auf unserem Roadtrip, den wir ja extra dafür geplant hatten. Endpunkt der Wanderung war ein Strand, mit einem Warnschild, dass meine schlimmsten Alpträume befeuerte: Baden auf eigene Gefahr. Wegen der Strömung und des Great White. Gut, dass keine Badesaison war. Die Surfer auf den Wellen schien die mögliche Anwesenheit des Weißen Hais nicht zu stören. Nachmittags machten wir noch einen Stop in Provincetown, einer Schwulenhochburg an der Nordspitze der Insel, abends holten wir fettige Pizza, die wir vor dem Kamin unserer Suite aßen. Perfekt.
Tipps für Cape Cod, Massachussets:
- Übernachten: Im Belfry Inn & Bistro schläft man entweder in der restaurierten Kirche oder im superplüschigen Guesthouse nebenan. Beides toll, genauso wie das Essen im Bistro unten in der Kirche. Vor dem Frühstück gibt es Kaffee for free, den man sich entspannt aufs Zimmer holen kann.
- Angucken: Unbedingt die Strände und die weiten Himmel. Auch Provincetown im Norden der Insel ist einen Besuch wert.
4. Stop: Long Lake, New York
Nach den größeren und kleineren Städten und schon einem kleinen Ausblick auf die Natur hier und da, hatten wir uns auf den Trip hoch zu den Lakes in den Adirondack Mountains ganz besonders gefreut. Umgeben von Bergen, Wäldern und Seen hatten wir uns ein Motel mit Cottages rausgesucht, das ruhiger nicht hätte liegen können. Das Logo des Ortes war ein Schwarzbär, die gibt es in der Gegend nämlich zuhauf. Dementsprechend hofften wir die ganze Zeit, einen zu sichten, allerdings erfolglos. Auch, wenn ich mir einbilde, auf einer Wanderung einen Pfotenabdruck im Schlamm entdeckt zu haben. Hier blieben wir sogar drei Nächte, um weiter runterzukommen und Natur zu tanken, bevor wir uns nach New York City aufmachten. Dank einer riesigen Hängematte am Strand konnten wir die Nachmittage verbummeln und Bücher lesen. Immer dabei: Ein sensationeller Ausblick auf das Naturschauspiel Indian Summer. Bei dem Motel selbst konnten wir ein Kanu leihen, um auf den See zu paddeln, und das Farbspiel nochmal vom Wasser aus zu sehen.
Tipps für Long Lake:
- Übernachten: Long Lake Motel & Cottages, direkt am See gelegen mit kleinem Strand, Hängematten und toller Aussicht auf die bunten Wälder
- Essen: Nach ein paar ekligen Versuchen mit fertigen Mac’n’Cheese in der Cottage-Küche beschlossen wir, an allen Abenden essen zu gehen. Das Adirondack Hotel, nur sieben Fußminuten entfernt, war so urtypisch amerikanisch mit einer Liveband, dass wir gerne dort gegessen haben. Nichts besonderes oder abgehobenes, aber gute Küche.
- Machen: Wandern, Lesen und die Natur genießen.