Der schlimmste Start in den Urlaub. Ever ever.

Oder auch: Hektik und Stress sind nie ein guter Ratgeber.

Warum fällt es manchmal so unglaublich schwer, abzuschalten und in den Urlaubsmodus zu kommen. Und wieso ein Kaltstart in den Urlaub eine richtige Scheiß-Idee ist.

Der letzte Urlaub liegt weit zurück. Sehr weit. Seit wir Mitte Januar aus Los Angeles wiedergekommen sind, hatten wir keinen Urlaub mehr. Das sind sieben Monate ohne Pause durcharbeiten, plus kurzfristigen Umzug. Jetzt standen also zweieinhalb Wochen Camping an. Ein Urlaub, der bei allem Laissez-faire doch etwas mehr Planung beansprucht, als ein All-inclusive Urlaub. Allein: Die Zeit für die Planung fehlte irgendwie. Wir wussten das grobe Ziel, dass uns durch eine Hochzeit zu Beginn des Urlaubs vorgegeben wurde: Erstmal Richtung Süddeutschland und von da wollten wir dann, bei gutem Wetter, weiter ins Elsass.

Auf den letzten Drücker

Zwei Tage vor Urlaubsstart habe ich dann kurz vor Ladenschluss noch einen Wander- und einen Reiseführer für das Elsass sowie einen Campingatlas besorgt. Außerdem bin ich schnell in einen Levi’s Store und habe mir einen Jeansrock besorgt. Ich wollte den schon länger, musste dann aber feststellen, dass die Zeit für eine Onlinebestellung beileibe nicht mehr ausreicht. Für einen Schnellkauf hat er sich mehr als ausbezahlt: Ich hattee den Levi’s Jeansrock fast jeden zweiten Tag im Urlaub an.

Packen im Schnellverfahren

Das zum Glück nur so halb schnell und mit etwas Hirn, da ich im Vorhinein eine ellenlange Packliste geschrieben habe. Zum Glück haben wir ja auch schon mehrere Campingurlaube gemacht, so dass wir ungefähr wussten, was wir brauchen würden. Und einiges hatten wir schon im Keller. Dennoch blieb gefühlt keine richtige Zeit und Ruhe zum Packen. Einige Deadlines mussten noch eingehalten werden und letzte Texte abgegeben und so stand das natürlich im Vordergrund – und nicht das Packen. Hinzu kamen die schon begonnenen Kita-Ferien: Super Mischung.

Stress staut sich auf

Und dann kam der Tag der Abreise. Und der hatte es dann in sich und offenbarte das ganze Desaster der Überarbeitung vor dem Urlaub. Das Wohnmobil konnten wir um 13 Uhr südlich von Hamburg abholen. Da der Abholort schon auf der Reiseroute lag, wollten wir unser Auto mit Allem beladen und dann von dort direkt weiterfahren, ohne nochmal nach Hamburg reinfahren zu müssen. Mein Mann musste noch arbeiten, also bot ich an, alles zusammenzupacken und ins Auto zu verräumen: Campingzubehör für zwei Erwachsene und ein Kleinkind für zweieinhalb Wochen inklusive Buggy, Wanderkraxe, Wanderrucksack, Campinggeschirr und Bettzeug. Als alles im Auto war, war es fünf vor zwölf, zum Verleih sollte es eine Stunde Fahrt sein.

Ein Unfall und ein Missgeschick

Gegen zwölf Uhr mittags wollte ich dann meinen Mann von der Arbeit abholen und Richtung Lüneburg zum Wohnmobilverleih fahren. An einer Straßenecke sammelte ich ihn ein, hielt an einer roten Ampel. Ich habe einen chronischen Pünktlichkeitszwang und wollte den schnellsten Weg nehmen. Also schaute ich kurz in die Seitenspiegel, der Rückspiegel war ja verdeckt durch das ganze Urlaubsgeschissel. Ich sah nichts, legte den Rückwärtsgang ein, hörte ein Hupen, dass ich aber nicht wahrnahm und „RUMMS“. Da war es. Das was man zu Urlaubsbeginn – und auch überhaupt – so gar nicht gebrauchen kann. Ein Rückwärtsauffahrunfall. Die Klärung war dann zwar einfach und schnell, aber der Schock saß. Wie unnötig. Was für ein blöder Urlaubsstart. Und es sollte nochmal blöd werden.

Einfach mal Hirn einschalten

Nachdem wir das Wohnmobil übernommen hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Süddeutschland. Das Einräumen wollten wir auf den Abend verlegen, um erstmal von der Stelle zu kommen. Grobes Ziel war Frankfurt, als wir schon einige Stunden unterwegs waren, beschlossen wir, bei Witzenhausen (bei Kassel – wer kennt es nicht) rauszufahren und die Nacht auf einem Stellplatz zu verbringen. Also einem Parkplatz für Wohnmobile ohne sanitäre Anlagen. Heißt: Toilettengang und Waschen in der Nasszelle vom Wohnmobil. Wie gesagt hatten wir bereits einige Wohnmobilreisen gemacht und waren mit dem Chemie-WC eigentlich vertraut. Eigentlich. In der Benutzung war mein Hirn aber dann wie vernagelt, völlig ausgeschaltet. Blackout. Es war nichts Schlimmes aber doch zum zweiten Mal an diesem Tag völlig unnötig. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Der Tag vom Urlaubsstart war nicht mein bester Tag in diesem Jahr.

Am nächsten Tag: Alle krank

Auch der nächste Tag war nicht der beste: Wir alle wachten komplett krank auf. Dicke Nase, dicker Kopf, Halsschmerzen und ich mit leichtem Fieber. Das Kind war noch vom Wochenende krank und der Mann schleppte die Erkältung dann noch eine gute Woche mit sich rum. “Was soll?” fragt man sich da. Also lagen die unschönen Ereignisse vom Vortag am Stress? An den Vorboten der Erkältung? Wahrscheinlich ein Zusammenspiel von all dem. Die Moral von der Geschichte? Öfter Urlaub machen, höhö. Ok, und wenn nicht das, dann öfter mal Pausen einlegen, durchatmen und es nicht erst soweit kommen lassen, dass der Urlaub überfällig ist.

Urlaubsmodus: on

Tatsächlich hat es eine ganze Woche gedauert, bis ich schließlich wirklich in den Urlaubsmodus gekommen bin. Bis ich wirklich das Gefühl hatte, mich wieder auf ‘das Treiben lassen’ einlassen zu können und einfach mal durchatmen konnte. Offenbar ging es uns beiden so. Wir hatten keinen Elan, die Kamera in die Hand zu nehmen und Fotos zu machen, geschweige denn, uns besondere Gedanken über das Essen zu machen. Eine Woche von insgesamt anderthalb Wochen. Der nächste Urlaub ist glücklicherweise schon nicht mehr in allzu weiter Ferne: Anfang November geht es in die Sonne und für den Jahreswechsel haben wir uns entschieden, wieder nach Los Angeles zu fliegen. Es könnte also alles schlimmer sein und die nächsten Urlaube sind schon in Sichtweite.