Wir gucken kein Fernsehen mehr

Und warum Miniserien wie “Big Little Lies” und “Fargo” meine neue Leidenschaft sind.

Ok, ich gebe zu, die Überschrift ist etwas reißerisch und nur in Teilen wahr. Denn weder haben wir den Flachbildschirm aus unserem Wohnzimmer verbannt, noch verzichte ich auf die sanfte und entspannte Berieselung durch Bewegtbild-Unterhaltung.

Als mein Mann letzt, ,verbunden mit dem Wechsel des Internet-Anbieters unsere Vodafone-TV-Box zurückschickte, war ich kurz geschockt: Wie sollen wir denn jetzt Fernsehen gucken? Zum ersten und zur Beruhigung: wir haben einen Fire TV Stick von Amazon, den man direkt an den Fernseher anschließen kann. Darüber kann man Apps laden, mit der man dann alle möglichen TV-Programme auch so gucken kann. Halt nicht mehr Oldschool per Kabel oder Antenne oder TV-Box sondern halt per App.

Außerdem fiel uns auf: Wir gucken kaum noch Fernsehen. Weder Privatsender noch öffentlich-rechtlich (hier oft nur noch Tagesthemen bzw heute Nachrichten – kein Witz). Irgendwann hörten wir auf, wegen entweder total lahm oder völlig unglaubwürdig produzierter Tatorte, den Tatort am Sonntagabend zu schauen. Die ersten Folgen Trash-TV Germany’s Next Topmodel schaute ich dieses Jahr noch, aber es ist ja, trotz “Shoot Out” und “Boat Camp” (in, hihihoho, Anlehnung zum Boot Camp) dennoch immer das Gleiche.

Deutsches Fernsehen macht keinen Spaß. Mir zumindest nicht. Entweder ich muss mir Heimatlandhudelei angucken oder irrwitzig schlechte Castingshows oder, ja, oder was eigentlich? Viel gibt es dazwischen kaum. Belehrt mich gerne eines besseren.

Weshalb es am Ende doch kein großes Drama war, der TV-Box Lebwohl zu sagen. Wem ich auch gerne Lebwohl sagen, ist einer guten Serie zu einem vernünftigen Zeitpunkt. Klar, kann man alles fünfmal durch die Mangel drehen und den Protagonisten neue Krankheiten, Probleme und Partner auf den Leib schreiben. Muss man aber nicht. Meist macht es eine Serie nicht besser. Mad Men beispielweise hat mich irgendwann so genervt, dass wir die Serie nie zu Ende gesehen haben, obwohl ich eine Zeitlang gerade süchtig danach war. Boardwalk Empire: gleiches Schicksal. Ein großartiger Steve Buscemi, eine dramatische Gretchen Mol – aber irgendwann war einfach die Luft raus.

Daher gilt meine Leidenschaft derzeit Miniserien. Ich fühl mich zwar immer kurz leer, wenn eine vorbei ist, bin aber froh, dass die Geschichte nicht bis zum Exitus ermüdend erzählt wird. Folgende Miniserien kann ich wärmstens empfehlen:

Big Little Lies:

Allein der Titelsong von Michael Kiwanuka und die Einstiegsszene. Ich hab mich sofort nach Big Sur, diesen wunderwunderschönen Flecken Erde, zurückversetzt gefühlt. In der nur siebenteiligen Serie spielen Reese Witherspoon, Nicole Kidman und Shailene Woodley die Hautprollen. Sie sind Mütter von insgesamt vier Kindern und haben alle ihr nicht so kleines Päckchen zu tragen. Intrigen und Lügen, eben die Big Little Lies, offene Anfeindungen, Affären und Gewalt stehen im Mittelpunkt der Serie, das ganze aber mit Humor verpackt und extrem guten Schauspielern! Angucken! Und was bitte hat Nicole Kidman für einen Hammerbody? Und ihr Gesicht haben sie auch gut hinbekommen…

Fargo

In der ersten Staffel ein großartiger Billy Bob Thornton als skrupelloser Serienkiller und ein Martin Freeman, dem man im Verlauf der Staffel am liebsten an die Gurgel will. Fargo hat zwar mehrere Staffeln und gerade die erste basiert auf dem gleichnamigem Film der Coen-Brüder, ist aber in sich geschlossen. Ohne alberne Cliffhanger oder durchexerzierte Lebensprobleme. Seit 20. April läuft die dritte Staffel mit Ewan McGregor in einer Doppelrolle – darauf bin ich schon sehr gespannt, haben wir noch nicht angefangen.

Goliath

Ebenfalls mit dem großartigen Billy Bob Thornton. Es ist in der Tat eine David gegen Goliath Geschichte, in der Thornton als gescheiterte Existenz seine Tätigkeit als ehrgeiziger Anwalt wieder aufnimmt und so für seine alte Kanzlei sehr ungemütlich wird. Für seine Darstellung als Billy McBride in der von Amazon produzierten Serie erhielt Thornton sogar einen Golden Globe.

Derzeit gucken wir übrigens Designated Survivor – auch super spannend (krasse Verschwörung gegen die US-Regierung, Außenseiter wird Präsident), soll nur eventuell um eine weitere Staffel verlängert werden. Und dann könnte es wieder lahm werden… Habt ihr gute Tipps für (Mini-)Serien?